Antimaterie
Nach dem Standardmodell besitzt jedes Teilchen ein Antiteilchen.
Es war eine Hochzeit mit Hindernissen. Als man Anfang des 20. Jahrhunderts versuchte, die Quantentheorie mit der Speziellen Relativitätstheorie zu verheiraten, hatte man mit unerwünschtem Nachwuchs zu kämpfen: Denn die Gleichungen ergaben Teilchen mit negativer Energie.
Da war schon einiges an Selbstbewusstsein nötig, um Verunsicherung erst gar nicht aufkommen zu lassen. Der Physiker Paul A. M. Dirac war derart von den Gleichungen überzeugt, dass er schlichtweg die Existenz dieser Negativ-Energie-Teilchen forderte. Also teilte Dirac 1928 der Menschheit mit, dass es ab sofort eine neue Form von Materie gäbe: Antimaterie. Eine tapfere Leistung, die noch so manchen Science-Fiction-Autoren eine goldene Nase hat verdienen lassen.
Zunächst grübelten Dirac und Kollegen noch darüber, ob das Anti-Elektron vielleicht das Proton sei. Vier Jahre späte gab es die Gewissheit: Man irrte. Mit dem Positron wurde das "positive Elektron" gefunden.
Die negativen Energien trieben auch bald kein Runzeln mehr auf die Stirne. Man kommt nämlich auch ohne aus, wenn man bei der Hochzeit von Quantentheorie und Relativitätstheorie als Trauzeugen noch ein paar mathematische Verfeinerungen wählt.
Wenn Antimaterie auch immer noch exotisch klingt, in den Teilchenbeschleunigern der Physiker zählt sie zum Alltag. Nicht nur, dass Antimaterie entsteht, wenn Teilchen aneinander stoßen. Antimaterie selbst wird beschleunigt und zum Zusammenstoß gebracht. So wurden bei LEP über zehn Jahre lang Elektronen auf deren Antiteilchen, die Positronen, geschossen.