Neutrinos
Neutrinos sind elektrisch neutral, extrem leicht, kontaktscheu und fundamentale Teilchen im Standardmodell.
In den 1930er Jahren stand mit der Energieerhaltung ein Gesetz auf dem Prüfstand, an dem zu zweifeln nur die Tollkühnsten gewagt hätten. Auslöser war die Untersuchung eines Prozesses, der bei der Verschmelzung von Atomkernen im Inneren der Sonne eine wichtige Rolle spielt. Das Erschütternde: Bei den Abläufen schien Energie ins Nichts zu verschwinden. Das Energie-Credo wackelte.
Nicht für Wolfgang Pauli. 1930 entschloss er sich in einem Verzweiflungsakt zu glauben, dass alles wieder gut würde, wenn es ein weiteres Teilchen gäbe: ein Elektron ohne Ladung und mit nur geringer Masse. Kurze Zeit später wurden dieses Teilchen Neutrino genannt, italienisch für "kleines Ungeladenes". Direkt nachgewiesen hatte es bis dato aber noch niemand.
Es sollte ganze 26 Jahre dauern, bis aus der Vermutung Gewissheit wurde. Erst 1956 wurden Neutrinos experimentell nachgewiesen. Die Entdeckung der Teilchen ließ so lange auf sich warten, weil Neutrinos mit dem Rest der Materie äußerst selten wechselwirken. Ihnen kann selbst ein Millionen Kilometer dicker Bleiklotz nicht viel anhaben: Sie fliegen mit großer Wahrscheinlichkeit einfach hindurch. Nachweisen kann man sie nur, wenn man viel Zeit mitbringt. Oder sehr, sehr, sehr viele von ihnen hat.
Letzteres ist gewiss der Fall: Pro Sekunde durchdringen rund 200 Milliarden Neutrinos Ihren Kopf. Herkunft der Teilchen: der Kosmos.
Massenraten Wie so mancher Mitmensch machten auch Neutrinos lange Zeit ein großes Geheimnis um ihre Masse. Zunächst vermutete man, dass sie masselos seien. Neusten Erkenntnissen zufolge ist dies aber nicht der Fall.