Wieso bestehen wir aus Materie?
Um den Sieg der Materie über die Antimaterie in unserem Universum zu erklären, greifen Physiker auf die Verletzung von CP zurück.
Zu Beginn des Universums war es unvorstellbar heiß. Es war so heiß, dass aus seiner Hitze Materie und Antimaterie entstanden. Die Welt war dabei perfekt symmetrisch: Mit jedem Teilchen gebar sie auch ein Antiteilchen. Doch deren Existenz währte meist nur kurz: Trafen sich Teilchen und Antiteilchen, so vernichteten sich die beiden zu reinem Licht.
Mit der Zeit kam die Kälte. Das Universum kühlte sich ab. Und während so immer weniger Teilchenpaare entstanden, ging deren gegenseitige Vernichtung unentwegt weiter.
Wäre es dabei nicht zu Unregelmäßigkeiten gekommen, hätte sich die Materie wohl vollständig vernichtet. Das Universum bestünde dann nur noch aus Licht: Das hätte zwar die Erfindung der Glühlampe überflüssig gemacht, aber auch die Entstehung ihrer Erfinder vereitelt.
Astronomen ist es gelungen, die Photonen, die bei der großen Materie-Antimaterie-Vernichtung entstanden sind, aufzuspüren: Sie bilden die so genannte kosmische Hintergrundstrahlung. Wenn man eifrig zählt und ein wenig abschätzt, erhält man 10.000.000.000.000 Photonen für jedes Materieteilchen im Universum. Da bei einer Teilchen-Antiteilchen-Vernichtung zwei Photonen entstehen, muss es vor der Vernichtung ein Verhältnis von 5.000.000.000.000 Antiteilchen zu 5.000.000.000.001 Materieteilchen gegeben haben.
Dieses eine zusätzliche Teilchen stellt den Sieg der Materie über die Antimaterie dar. 1967 stellte der russische Physiker und spätere Friedens-Nobelpreisträger Andrej Dmitrijewitsch Sacharow (1921-1989) eine Theorie auf, wie es zu diesen zusätzlichen Materieteilchen kommen konnte. Die Theorie ist schon recht kompliziert, aber die Verletzung von CP ist ein wesentlicher Bestandteil.