Streu-Experiment II: Reingeschaut
Mit Streu-Experimenten kann man nicht nur auf Dinge drauf, sondern auch in sie hineinblicken. Nichts anderes passiert beim medizinischen Röntgen.
Röntgenlicht ist energiereicher als normales Licht und prallt daher nicht an der Haut ab; beim Röntgen flitzen die meisten Photonen durch Ihren Körper hindurch. Einige von ihnen bleiben jedoch in den Knochen auf der Strecke, schaffen es nicht auf die Photoplatte und lassen durch ihr Fehlen Rückschlüsse auf das Innere Ihres Körpers zu.
Mit DESYs Beschleuniger HERA röntgenten Physiker Protonen, die Kerne des Wasserstoffs. Dazu nahmen sie Photonen, die noch viel energiereicher sind als jene beim Röntgen. Sie werden von Elektronen abgestrahlt, wenn man mit ihnen auf die Protonen zielt.
Doch Vorsicht: Wenn Sie HERA nutzen wollen, um Ihre Knochenbrüche zu untersuchen, dann seien Sie gewarnt! Selbst wenn es Ihnen gelänge, die zahlreichen Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen, würde es nur eine kurze Weile dauern, bevor Ihnen ganz merkwürdig zumute würde und Sie niemals mehr einen Arzt bräuchten. Denn die Energien der Photonen bei HERA sind so groß, dass damit Quarks aus den Protonen geschlagen werden können. Das macht nicht nur Protonen kaputt, sondern auf Dauer auch Sie.
Physiker jedoch sind begeistert, dass sie mit HERA so tief in das Innere des Protons blicken können. Sie nennen die Sache aber nicht „Ins-Proton-schauen-indem-man-es-kaputt-macht“, sondern sprechen bescheiden von „tief-inelastischer Streuung“.