Im Rahmen der Zusammenarbeit
zwischen dem Physikalischen Institut der Universität Bonn und dem Gymnasium am Oelberg in
Oberpleis besuchten Anfang Dezember die Schüler des Physik-Leistungskurses das
Forschungszentrum CERN in Genf.
Seit Anfang des Schuljahres kommt Physikprofessor Michael Kobel einmal in der Woche in die
Schule nach Oberpleis und vermittelt den Schülern grundlegende Kenntnisse auf dem Gebiet
der modernen Elementarteilchen-Physik. So erfahren die Kursteilnehmer aus erster Hand, wie
sich die Physiker den Aufbau der Materie aus nur wenigen Grundbausteinen vorstellen. Herr
Kobel versucht dabei dieses komplexe Thema der Grundlagenforschung schülergerecht
darzustellen und die vielen Fragen anschaulich zu beantworten. Am Ende dieser Reihe soll
das Thema übersichtlich und Internetfähig aufbereitet werden.
Nach dieser eher theoretischen Einführung in die Welt der Quarks und Antimaterie-Teilchen
entstand der Plan, den größten Teilchenbeschleuniger der Welt, mit dem man diese
Elementarteilchen erzeugen und erforschen kann, zu besuchen. Drei Tage lang ließen sich
die Schüler in Begleitung von ihrem Physiklehrer Herrn Harald Ding und Referendar Stefan
Thomas von den gewaltigen Ausmaßen der Beschleunigungsmaschine, in der die kleinsten
Teilchen der Welt auf annähernd Lichtgeschwindigkeit beschleunigt werden, beeindrucken.
Der Kreisbeschleuniger in der Nähe von Genf hat einen Umfang von etwa 30 Kilometern und
verläuft 100 m tief unter der Grenze zwischen der Schweiz und Frankreich.
11000 mal in der Sekunde durchlaufen Elektronen und ihre Antiteilchen, die Positronen, die
ringförmige Vakuumröhre, um dann zur Kollision gebracht zu werden, wobei neue Teilchen
entstehen. Aus diesen Experimenten kann man Rückschlüsse auf den Aufbau der Materie
ziehen und damit auch die Vorgänge unmittelbar nach der Entstehung unseres Universum im
sogenannten Urknall besser verstehen. Eindrucksvoll erläuterten die Wissenschaftler den
Schülern, wie man in diesem Bereich der Forschung trotz Einsatzes modernster Technik
immer wieder an die Grenzen des technisch Machbaren stößt. Höhepunkt der Besichtigungen
war der Besuch des OPAL-Experimentes. Staunend standen die Schüler in 100 Metern Tiefe
vor einem Detektor, der die Ausmaße eines vierstöckigen Hauses hat und dazu dient die
kleinsten Materiebausteine nachzuweisen und deren Wechselwirkungskräfte zu erforschen.
Zur Zeit ist dieser Detektor wegen Wartungsarbeiten geöffnet, so dass die Schüler das
seltene Glück hatten, in das Innere dieses tonnenschweren Messgerätes sehen zu können.
So konnte ihnen Prof. Kobel die Funktionsweise sehr anschaulich und im Detail erläutern.
Anschließend wanderten die Schüler und Lehrer noch einige Meter in dem unterirdischen
Tunnel an den großen Magneten entlang, die den Elektronenstrahl Stunden lang auf seiner
Kreisbahn halten.
Die Schülergruppe war in einem Gästehaus untergebracht, das inmitten des ausgedehnten
Geländes von CERN mit mehreren hundert Gebäuden steht. Und da im CERN für die folgende
Woche ein Meeting der Experimentatoren aus allen beteiligten Forschungsinstituten angesagt
war, konnten die Schüler vor Ort auch hautnah die Atmosphäre miterleben, die entsteht,
wenn mehrere hundert Forscher aus aller Welt zusammentreffen, um die neuesten
Arbeitsergebnisse und Ideen auszutauschen. Um auch außerhalb solcher Meetings schnelle
Kontakte zu ermöglichen, wurde übrigens am CERN das World Wide Web entwickelt, das von
hier seinen Weg zu seiner heutigen Bedeutung begann. Zum Abschluß ihrer Fahrt wurden den
Schülern die bereits in Betrieb stehenden Prüfstände für den neuen LHC-Beschleuniger
gezeigt. Dieser wird mit noch höheren Energien betrieben, und man erhofft sich zu Beginn
des nächsten Jahrtausends durch die Auswertung der Proton-Proton-Kollisionen einen noch
tieferen Einblick in die Physik der Teilchen, aus der unsere Welt aufgebaut ist.
Den Schülern wurde durch diese Reise eine Fülle an Informationen und Einblicken in die
moderne Physik ermöglicht, wie sie in dieser Form im Unterricht sonst nicht gegeben ist.
Leider mußten sie sich viel zu schnell wieder von der herrlichen Landschaft am Fuße des
Mont Blanc verabschieden und zum Schulalltag zurückkehren. |